
und zeigte sich von Ihrer besten Seite. Am Letzten Tag vor unserer Abreise am Freitag in aller Frühe hatten wir keine großen Pläne gemacht, zuerst war eine Fahrt nach San Gusme in der Nähe des Castello di Brolio bei Castelnuovo Beradenga geplant. Die knapp 45 km Fahrt dorthin würde in einer Richtung fast eine Stunde dauern und das gleiche nochmals zurück. Wir entschieden uns dagegen, da wir heute gemütlich unser Gepäck packen wollten. Außerdem hatte Fiorella für uns extra heute Abend ein Abendessen eingeplant, normalerweise war Donnerstags kein Essen in der Fattoria. Nach dem ausgiebigen Frühstück ging Uschi und Irene an den Pool um die Sonne zu geniessen, heute sollte es bis 28 Grad werden. Ich saß im Hof im Schatten und schrieb an meinem „Roman“ weiter.
Eine letzte Ausfahrt im offenen BMW ging vorbei an Monteriggioni, La Colonna über Abadia Isola nach Strove und Sensano. An einer Kreuzung bogen wir rechts in eine uns unbekannte Straße ab, der Strada Provinciale 101 di Montemaggio. Diese umrundete den 671 Meter hohen Berg „Montemaggio“ an dessen Nordseite die Fattoria La Caminata lag. Wir fuhren nun die kurvige Landstraße durch die an diesem Tag Sonnenverwöhnte Toskana entlang. Wir kamen kleinen Orten wie Scorgiano, verlassenen Gebäuden und mit Zypressen gesäumten Landgütern vorbei. Die Straße wurde zunehmend immer kurviger und steiler, bis wir eine Lichtung erreichten. An der Straße war eine 1,20 Meter hohe Steinmauer, dahinter waren die bekannten toskanischen „Cinta Senese“ Schweine zusehen, die auf einem riesigen Areal gezüchtet wurden. Diese rosa-schwarz gefleckten Schweine hatten hier extrem viel Auslauf und kamen neugierig an die Mauer getrappelt, vermutlich haben Sie das tuckern eines BMW-Diesels mit dem Trecker Ihres Bauern verwechselt. Ich lies die zwei, Irene und Uschi, aussteigen. Beide machten einige Fotos von glücklichen Schnitzeln aus der Toskana. Die Straße führte weiter bergauf. Zwischendurch fielen uns im Wald einige geparkte Autos auf und an einer kleinen Lichtung saßen 4 ältere Italiener am Tisch auf Stühlen, wie beim Picknick mitten im Wald. Wir beschlossen für uns, dass es sich bei den vielen Autos um Sammler von weißem Trüffel handelte. Der weiße Trüffel kommt oft aus der Toskana. Da wir nicht wirklich wussten wo wir rauskamen, drehten wir mitten auf der Straße um und fuhren den gleichen Weg zurück. Hinterher konnte ich auf der Karte zu Hause sehen dass wir die Straße hätten weitfahren können. Wir wären einmal um den Montemaggio gefahren und am Ausgangspunkt wieder angekommen. Die Sonne stand mittlerweile so tief, das das schöne Abendlicht alles anders aussehen lies, als wir es kurz vorher durchfuhren. Wir hatten die Sonne nun direkt im Rücken.
Vorbei an den Schweinen ging's zurück in die mit einer Schutzmauer umbauten kleinen Ortt Monteriggioni. Auch hier schmeichelte das warme Abendlicht dem mittelalterlichen Dorf. Ein kleiner Rundgang zur Verabschiedung „unserer Stadt“ sollte uns den letzten Tag versüßen. Einen Caffe´ Latte für Uschi, Eis für Irene und mich waren auch noch auf dem Programm bis wir dann etwa um 18:00 Uhr zurück in die Fattoria fuhren um das Auto vorzuladen. Wir wollten nicht mitten in der Nacht um halb Fünf in der Frühe auf den Hof fahren um den BMW zu packen. Mit Fiorellas Erlaubnis stellte ich den Wagen so in Position, um diesen bequem beladen zu können. Dabei sprangen noch noch ein paar nette Fotos vom Auto vor der Fattoria im Abendlicht heraus. Das Abendlicht schmeichelte auch einem Auto enorm, das hätten Werbefotos für den Hersteller sein können.
Langsam wurde es Zeit uns für das letzte Abendessen umzuziehen. Zum Abschied zeigte sich auch der Sonnenuntergang in schönsten Farben, der Abschied von der Toskana wurde dadurch nicht leichter. Die heutigen Gäste hatten sich bereits am Tisch eingefunden, vier braungebrannte Italiener, die auf Ihrer Pilgerreise von Milano nach Rom hier Station machten, saßen bereits hungrig am Tisch. Sie machte sich später auf Italienisch lustig über dieses „surreales Abendessen“, aber nur wenn Sie als einzige Italiener alleine am Tisch saßen und nur solang bis Sie merkten das Irene alles verstand. Die vier uns weniger sympathischen Nachbarn aus Germania aus der Fattoria waren bereits Minuten vor allen andern in die als Speisesaal umfunktionierte kleine Kapelle „gepilgert“. Könnte ja sein das Sie was verpassten. Fiorella und Prasad hatten wieder viel Zeit in das fast all-abendliche Essen gesteckt. Melone mit Toskanischem Schinken, kleine Crêpe-Röllchen gefüllt mit Salat, Prosciutto Cotto und einer Salatcreme, ofengetrocknete gewürzte Tomaten die wie eine leckere Tomatensoße in Form von Tomaten schmeckte. Der zweite Gang wurde eine „Pappa al Pomodoro“, einem typischen toskanischen Kindergericht aus frischen Tomaten und ungesalzenen Weißbrot und einigen typischen Gewürzen, dazu wurde das Olivenöl der Fattoria und Pfeffer auf der Mühle gereicht. Uschi hatte bereits in der Bar Dell‘Orso in La Colonna diese „Tomatensuppe“ probiert und war doch sehr enttäuscht gewesen. Kein Vergleich mit dem was uns Fiorella gezaubert hatte. Luciano meinte zu uns, das es daran läge das der Koch aus einem Osteuropäischen Land stamme und somit kein Toskanese sei. Die Hauptspeise eine Tagliata di Manzo Rucola e Grana con Funghi war gegrilltes Steak in dünnen Scheiben mit Parmesanflocken und frischen Pilzen auf Rucola. Der Nachtisch, ein Kuchen mit einem Aufstrich von Fiorellas selbstgemachter Marmelade, Obst und Cantucci mit dem obligatorischen Vin Santo waren der passender Abschluss. Zwischendurch wurden immer wieder die Weingläser und die Wasserkaraffen gefüllt. Uns fehlte es wieder an nichts. Uschis Sitznachbar zur rechten, der dänisch-deutsche und sehr mitteilsame Chorsänger, meinte felsenfest überzeugt zu sein, das er heute eine zweite Radpilgerin in der Fattoria gesehen hätte. Seine nun immer kleiner werdenden Augen in seinem jetzt knallroten Kopf, hatten Ihm wohl einen Streich gespielt oder der Vino und Grappa tat sein bestes. Auch mein Einwand dass es sich nur um eine junge Frau gehandelt hatte, half nicht weiter. Meine Vermutung später war, das er die heute mit Prasads Mountainbike radelnde Uschi mit seinen kleinen Augen nicht erkannt hatte und Sie somit für eine „zweite Radpilgerin“ hielt. Grappa, verschiedene selbstgebrannte Liköre und ein Espresso aus einer sehr großen typischen silbernen Kaffeekanne waren der Abschluss für unser letztes „Abendmahl“. Gegen Zehn verabschiedeten wir uns von der heute frischfrisierten Fiorella, Luciano und Prasad. Ein paar kleine Tränen rollte Fiorella die Wange herunter und wir machten noch ein paar Fotos, eigentlich heute Abend die einzigen…
Wir wollten um 4:00 Uhr aufstehen und um 5:00 Uhr abfahren, die Nacht kurz und knapp. Dazu kam noch das die Nachbarn aus Bayern mit ihren Freunden bis in die späte Nacht vor Ihrer Türe und damit auch vor unserem Fenster im ersten Stock saßen und sich unterhielten. Vor Uschis Fenster das zum Innenhof lag, hielten die Vier Italiener bis weit nach halb Eins lautstark eine Konversation. Uschi konnte nur das Fenster schließen.